Dr. Peter Meier
Reframing LEP
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Wissensarbeit

Wissen sei Macht, sagen die, für welche Nichtwissen auch nichts zu machen scheint...

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LdA - Lebens- durch
Aufgabenerfüllung
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Im Beitrag zur Corporate Governance, weist Dr. Konrad Hummler der Privatbank Wegelin & Co., unter "Keimfreie Schweine",  auf die Versuchungen in der Wirtschaft hin ohne anzudeuten, wie man ihnen widerstehen kann...

Kontext: In Lukas 4 werden die drei Versuchungen Jesus beschreiben; sie sind, richtig verstanden, hoch relevant für die Beziehung zwischen Prinzipal und Agent im Kontext des Zeitgeistes: In Vers 3 geht es um den Zugang zu Ressourcen (Brot für den Hungernden), in Vers 6 um die Macht über die Realität dieser Welt (sofern man bereit ist, sich dem betrügerischen Widersacher zu unterwerfen), und in Vers 10 um die in Dienstnahmen einer beliebigen Wirklichkeit (der Engel). Bekanntlich lebt der Mensch aber nicht von Brot allein, und die Wirklichkeit liegt nicht in unserer Macht; wer sie nicht verstehen will, um sie zu überspielen, den holt sie ein...

Was bleibt mit den gewohnten Q1-8?

Der Ort verödeter Q1-8 ist wie die Wüste, der Ort der Versuchung, voller Gefahren und Ablenkungen, bar jeder Hilfe in der Mitte. Dort aber sitzt bekanntlich "der Teufel im Detail". Dort will und kann man nicht verstehen, dass es nirgends etwas Erstrebenswertes einfach ohne Anstrengung, wie etwa für die Bank die Zinsen, gibt. Von diesem Wunschdenken machen viele Leute, wenn es nicht mehr anders geht, lediglich einen taktischen Rückzieher, als Täuschung eben...

W#1>#0: Man kommt wohl um eine ziemlich abgeklärt-realistische Beurteilung der Sachlage nicht herum. Die Interessendivergenz zwischen Prinzipal und Agent im Kontext des Zeitgeistes in der kapitalistischen Unternehmung ist genau so unumstösslich wie die Tatsache, das Wissensarbeit#1>#0> #2, die real vorherrschende Wissenschaft also, nicht erstrebenswert konvergiert. Mit Letzterem kann Ersteres, eine Zeitlang, bis zur Globalisierung, bei damit  Privilegierten entschärft, aber nicht eliminiert werden. Tarnung und Täuschung wurde als anthropologische Realität zur Systemerhaltung philosophisch aufgepeppt. Es braucht sie zur dafür notwendigen phantasievoller Innovation, sie ist aber in ihrer letzten Konsequenz, bis hin zur globalen Erwärmung, gleichzeitig verderbende Bedrohung für den Prinzipal, letztlich den Lebensraum Erde, den ja die Global Players als die Prinzipale zu kannibalisieren uns via ihre Agenten anhalten. Falls diese aus +2 übertriebener Gier besonders geneigt sind, der ?0 Versuchung zur Täuschungen aufzusitzen, ist das zwar ihr Problem. Es kann aber, falls in kollektiver Hysterie begangen, bzw. dazu in einem Börsen Crash führend, zu unerwünschten Reaktionen wie denen, des berühmten Schmetterlingsschlages im Amazonas, führen. Diese können, wie bei der Swissair auf das grössere System, das der Schweiz, überspringen und wie im Falle Hitlers, am Schluss die ganze Welt in den Abgrund ziehen.
 

Die Agenten#2 verfügen gegenüber dem Prinzipal#1 über einen Vorsprung an Information#0.

Da der Prinzipal in der Regel nicht allein ist, steht ihm zudem in seinen Versuchen zur Wertsteigerung noch das  Trittbrettfahrertums der Untätigen, bzw. dem Mobbing der Sozialmafia  gegenüber.

Im Kommunismus haben die Agenten mit ihren Volksdemokratien beides gegen die Besitzenden ausgespielt und fast alles verspielt...

W#0>#2:  Bis das gegen selbstzerstörende Systeme korrigierende Handeln eintritt, braucht es deshalb in der Regel viel. Der Vorteil aus dem Handeln muss gross und einigermassen individualisierbar sein. Die Agenten dürfen sich deshalb einer ziemlich wohl bemessenen Handlungsfreiheit erfreuen; entsprechend hoch können sie deshalb ihre Kompensationen ansetzen. Zusätzliche Regulationen helfen tendenziell eher wenig oder sind kontraproduktiv, weil sich die Asymmetrie zugunsten der Agenten noch verschärft. Ohne weiter führenden Glauben wir "man" nüchternerweise wird man wohl feststellen müssen, dass somit eigentlich nur ein Spiel von Versuch und Irrtum, von Trial and Error, noch erfolgversprechend sei und sich darauf einstellen. Dieses Spiel muss das generieren, was keine Berichterstattung und kein Audit der Welt zu leisten imstande ist: Die Information liefern, ob, wann und wo, das heisst in welcher Weltregion und in welcher der einzelnen Unternehmungen, die Verhältnisse einigermassen in Ordnung sind, so dass man sie abzocken kann. In Ordnung“ will heissen#2, dass der Interessenkonflikt zwischen Prinzipal und Agent und der Zielkonflikt zwischen Transparenz, Kontrolle und innovativem Spielraum ohne allzu viele Kollateralschäden vor sich gehen. Im Wesentlichen gilt es dafür, wie es damals die Spione des Osten im Westens getan haben, die Checks and Balances in den Unternehmungen, dauernd zu überprüfen und zu überdenken, wie man sie zu seinen Gunsten nutzen kann. Das kommt dann im Standortvorteil zum Ausdruck...

 

Formalisierbar ist die wirkliche Lösung nicht, höchstens die Zahlen zur Eruierung statistischer Evidenzen. Der Rest ist intelligente Analysearbeit mit viel Sinn für die Unternehmung als subtiles System von Gleichgewichten zwischen Sauberkeit und Ordnung einerseits und kreativem Klima mit toleranter Grosszügigkeit andrerseits, zwischen Transparenz und Ehrlichkeit einerseits und einem genügendem Mass an unternehmerischer Privatsphäre andrerseits.

Intellektuell einfacher, aber menschlich anspruchsvoller, geht es mit Wissensarbeit#3

W#2>#3:  Der Weg zu mehr Unternehmenswert ist alles andere als ein-eindeutig#1 und schon gar nicht beliebig#0 möglich oder verallgemeinerbar#2; er ist spezifisch wie das Lebenserfüllungsprinzip der daran Beteiligten und Betroffenen. Deshalb wird auch die Entscheidungsarbeit des Kapitalgebers und seines Beraters menschlich anspruchsvoll bleiben, bzw. der Unternehmenswert von der Bedeutung der damit erzielten Lebenserfüllung befruchtet und umgekehrt und von nichts sonst nachhaltig erstrebenswert!
 

Zusammenfassung: Anfangs der Siebzigerjahre führte man in der Schweinezucht, vor allem in der Absicht, die damals grassierende, enzoothische Pneumonie (EP, eine Lungenkrankheit) zu eliminieren, die Aufzucht so genannter „keimfreier Ferkel“ ein. Sie wurden möglichst ohne Kontakt zur weiteren Umwelt der Gebärmutter der Muttersau entnommen und dann getrennt von ihr aufgezüchtet. Die Methode findet heute noch Verwendung in Hochzuchtbetrieben und für Labortiere. Im Normalfall ist sie aber zu aufwendig und produzieren natürlich Tiere, welche dem normalen, nicht keimfreien Leben nicht gewachsen sind. Keimfreiheit kann nicht die Methode der Wirtschaft sein, weder als Ziel für die Regulation noch als Wegweiser für den Investor. „Zero Tolerance“ ist nicht einmal theoretisch schön. Viel schöner ist die Vorstellung, dass sowohl die Natur mit ihrem ausgeklügelten Immunsystem und ihren langfristig höchst erfolgreichen Mechanismen der so genannten Evolution, als auch die vom Menschen betriebene Wirtschaft, sich sehr weitgehend selber regulieren können. Ohne Wissenschaft#3 wird die Selbstreinigungskraft systematisch unterschätzt. Im Gegensatz zu allen aseptischen Konzepten lassen Checks and Balances, Trial und Error das zu, was gottgeschaffene Natur und menschgemachte Wirtschaft zur Bottom-up Lebenserfüllung, als auch zur Top-Down Regulation brauchen, ab und zu auch wieder einmal einen neuen, Erfolg versprechenden Keim. Damit kommen die, welche nach den obigen Umwegen nicht darauf erschöpft zurück geblieben sind, und nicht bloss auf Godo und die nächste Mode des Kaiser Neustem Kleid warten, wieder bei der von Abzockern#1, Versagern#0 und Systemhütern#2 verdrängten, eigenen inneren Wissensarbeit#3 an – mit der ja jeder letztlich zur Verantwortung für sein Leben gezogen werden wird...

 

 

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