3) Die Gretchenfrage: Sündenbock oder Wirklichkeit?                            

by Dr. Peter Meier, Reframing LEP, Bachmattstr. 23, 8048 Zürich

Ist der Grund allen Übels nun begründet und geprägt in der frühen Entfremdung zwischen Mutter und Kind, erzwungen durch unsere Kultur und Zivilisation, oder war das Ei vor der Henne da; der sich wie ein Virus über menschgemachte R=Rahmenbedingungen zu m=multiplizieren sich Kultur und Zivilisation anmassende Intellekt? Er hat in  Hitler-Deutschland mit dem massenpsychotischen Verehrungs-kult, dem nationalsozialistischen Kameradschaftsgeist, der sich hin bis zum idealisierten Kadavergehorsam manifestierte und zum industriellen Völkermord geführt hat, seinen schaurigen Höhepunkt erreicht. Wir sind jetzt dabei, das in der Umweltzerstörung zu überbieten. Die daraus resultierenden Vorkommnisse könnten uns ein Lehrstück sein, um uns die Augen zu öffnen. Doch darüber zu sprechen, kommt noch heute einem Tabubruch gleich.

Damit bleibt schliesslich nur noch die in unserem Kulturkreis am häufigsten gewählte Art des Schutzes vor dem Urschmerz: geistig oder psychischabwesendpostnormal virtuell beliebig zu sein, weil da zu sein vom Gewissen her angesichts der Km-MATRIX dieser Welt für die meisten Menschen zu schmerzlich geworden ist. Das Gefühl der Verlassenheit, des Unverstandenseins und der daraus resultierenden Traurigkeit, Resignation und Depression kann wie in frühester Kindheit bei der Appetitlosigkeit oder als Teenager in der Magersucht im Wunsch zu sterben enden. In einer damit abwesenden Gruppe wird, wer ihre Teilnehmer daran erinnert, oder sich gar erfrecht, Mitglieder unautorisiert da heraus zu holen, als Unmensch von denen gemobbt, welche psychopolitische Ansprüche an die Gruppe zu stellen sich anmassen!

Adorno hat die Neigung der Menschen zur Unterwürfigkeit einerseits und zur Suche nach einem dafür zu eliminierenden Sündenbock andererseits nicht nur in Deutschland, sondern genauso in den USA gefunden! Er hat ihn als autoritären Charakter bezeichnet. Dieser alltägliche Faschismus ist jederzeit bereit, zuerst mental, zum Mörder zu werden, wie wir seit den Untersuchungen von Milgram wissen:  Seine Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 30% unter entsprechenden Voraussetzungen bereit zu foltern, 10% auch zu töten sind; das ist  innerhalb der Rm-Kultur zur Sicherung der Herrschaft nicht eine Frage der Ideologie! Insofern hatte Marx Recht, dass Religion Opium für das Volk sei. Das Problem ist nur, dass dies auf sein Werk, seine Ideologie, wie die Geschichte gezeigt hat,  genauso zutrifft. Sie hat, wie das beim Rm-Intellekt die Regel ist,  Generationen von Unterdrückten auf eine falsche Fährte gelenkt. Die wahren Wurzeln der anmassenden Macht, die immer in der selbstzerstörerischen Ohnmacht endet, liegen nicht im missbrauchten Eigentum an den Produktionsmitteln oder der Macht über die Geldschöpfung, sondern im sich Wirklichkeit anmassenden Rm-Intellekt der sich mit Km-Meinungen legitimiert und so mittlerweile die Voraussetzungen zu seiner Globalisierung geschaffen hat.

Damit verbreiten nun davon Infizierte die Meinung, ein Ausweg aus unserer „Normalität“ – aus dem Machtrausch oder der Konsumwut – könne gar nicht anders als über eine Krise führen. So gesehen sei die Krise heute eine Chance. Vielleicht helfe die Erfahrung von einigen, die den „Entzug“ bereits erlebt haben, falls sie nicht vorher als Sündenböcke verheizt werden. Anstelle unserer alltäglichen Trunkenheit und Selbstdestruktion mittels Arbeit trete vielleicht so etwas wie eine neue Menschlichkeit. Vielleicht fänden wir den Weg zurück zu Beziehungen zu anderen Menschen, zur Nähe in den ursprünglichen menschlichen Bedürfnissen nach Wärme und Geborgenheit. Vielleicht gelinge es uns mit diesem Erfahrungshintergrund, die Machtstrukturen dieser Welt aufzubrechen, die Demokratie in die Wirtschaft einzuführen, den kapitalistischen Geist zu überwinden. Die Demokratisierung der Wirtschaft komme nach dem Öko-Kollaps; etwa so wie nach dem Big Bang das Leben aus dem Chaos wird als mehrheitsfähige Lehrmeinung vertreten. So sprechen die 11% Mentalkünstler#0 und ihre Nachläufer, die jetzt ihre Zeit wie Marthaler in Zürich für gekommen sehen, den in ihrem Versagen abgewirtschafteten 33% Herren#2 die Vorherrschaft über die 56% Knechte#1, sprich die Budgets, streitig zu machen. Tatsächlich gibt die Schweiz mittlerweile mehr Geld für Kultur#0 (Kunst, Marketing, Collegium Helveticum, Expo.02, Bergierbericht, Marthalerisierung, Street Parade, Politwerbung, Marketing) aus als für Kunst#2 (Verfassung, Geistige Landesverteidigung, Schoggitalersammlungen, Brauchtum, Folklore, Natur- und Heimaschutz)...

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