7) Die Konsequenzen der Lebenswirklichkeit                                           

by Dr. Peter Meier, Reframing LEP, Bachmattstr. 23, 8048 Zürich

 

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Es kann passieren, dass Teilnehmende z.B. eines Workshops, wo Einsichten über die Bedeutung der Lebenswirklichkeit der Beteiligten angesprochen werden, aus dem Gefühl heraus, im verstandenen Wissen darum vom Rest der Menschheit ausgeschlossen zu sein, den Koffer packen und vor der entsprechenden Befreiungsarbeit Reissaus nehmen. Die, welche das Gefühl des Ausgeschlossen-seins an sich heranlassen, sind - man nennt das Rebirthing - sehr schnell in Kontakt mit ihren Gefühlen der frühsten Kindheit.

So erleben wir uns oft bei Informationen, die noch Überraschungen sind, wie als Neugeborene, deren Eltern eine „fremde Sprache“ sprechen, in der sie sich in ihrer Bedürftigkeit nicht verständlich machen können. Die körperlich und seelisch erlebte Trennung löst oft Todesangst aus, der Körper reagiert mit Zusammen-ziehen und drückt den Wunsch aus, wieder in den geschützten Mutterleib, bzw. in die Gruppenakzeptanz zurückzukehren. Also sagt man: „Ich verstehe nicht!“ und versucht den Workshopleiter durch Appell an das Mitleid der Gruppe, wie früher als Säugling mit Schreien, zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, als Erwachsener, der Sublimation missliebiger Einsichten, zu manipulieren. In der Umgangsprache bleibt in jedem Fall so auf beiden Seiten nur das lebensbedrohende Gefühl der Verlassenheit und die Ent-Täuschung über die verschwendete Lebenszeit.

Die an Universitäten vermittelte Psychologie, welche sich u.a. immer noch an den zum grossen Teil überholten Theorien von Sigmund Freud orientiert, ist infolge der Abgespaltenheit ihrer Begründungsväter (damit kann man infolge des beschränktem Zugang zu inneren Zusammenhängen nur an sich, und für andere beschränkend sein) kein taugliches Hilfsmittel, um lebenserfüllende Auswege aufzuzeigen. Dennoch werden ihre Theorien weiterhin, unter anderem auch dem Pflegepersonal im Gesundheitssektor, weitervermittelt, weil sie immer noch das leisten, wofür sie geschaffen worden sind, psychopolitisch Erfolg zu versprechen. So ist der von Freud imaginierte Ödipuskomplex massgeblich an Denkkatastrophen mitbeteiligt, die heute noch ihr Unwesen treiben und das männliche Machtgebaren bis zu Humankatastrophen stützen. Je mehr Angst vor solchen Einbildungen der Mensch hat, desto mehr ist er gedrängt, seine nach Freud libiöse Energie in Arbeit, Leistung und Pflichtbewusstsein umwandeln. Das Leistungsprinzip wird dann irgendwann einmal höher bewertet als das Lustprinzip und damit setzt sich nach Freud in der unverständigen Konkurrenz der Todestrieb allem zu Grunde: Je mehr dem Menschen in der pre#1-trans#0-trap#2 zwischen diesen Extremen die verstehende Liebe fehlt, desto grösser wird sein Ersatzhunger, die Sucht; der Niedergang beginnt mit der vergeblichen Suche nach Nähe in der unerfüllten Erschöpfung, die in einem letzen Aufwallen den dafür Schuldigen als Sündenbock erledigen möchte und am Schluss sich selbst dafür bestraft. Die damit verbundene Destruktivität und Wut in uns allen sind schliesslich auch die Quelle eines nie stillbaren Sicherheitsbedürfnisses, Antriebsfeder für Hochrüstung auf der einen, und Terrorismus auf der anderen Seite.

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